Jane Eyre von Charlotte Brontë

Juni 07, 2017



(Original: "Jane Eyre" / 1847) Penguin Classics, Übersetzer/in: - , Englische Ausgabe,  ★★ 5 Sterne 
Dt. Inhaltsangabe (Dtv Verlag):"Die Waise Jane Eyre verlebt eine trostlose Kindheit im Haus ihrer hartherzigen Tante Mrs. Reed. Zur Erleichterung aller wird Jane auf ein Internat geschickt; aber auch dort hat sie es anfangs nicht leicht. Mit der Entlassung des heuchlerischen Direktors verbessern sich langsam die Verhältnisse. Als Jane Gouvernante auf Thornfield Hall wird, verliebt sie sich in den finsteren Hausherrn Mr. Rochester. Doch die Mauern des einsamen Landsitzes bergen ein furchtbares Geheimnis…"
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"I desired liberty; for liberty I gasped; for liberty I uttered a prayer; it seemed scattered on the wind then faintly blowing.“  S.99

Mit "Jane Eyre" feierte Charlotte Brontë ihren großen Erfolg. Zunächst jedoch unter einem Pseudonym namens Currer Bell (In dieser Ausgabe sogar das Vorwort von Charlotte Brontë enthalten, welches sie der zweiten Auflage des Romans beigefügt hat, alerdings noch als Currer Bell). Frauen als Romanautorinnen zu feiern war schließlich noch nicht ganz in Mode. Und trotz ihrer anfänglichen Verstellung dem Publikum gegenüber, ist ihr ein Roman gelungen, der wunderbar aufzeigt, welche Stärken eine Frau durch ihr Leben leiten lassen und dass es keineswegs nur die Männer sind, die Erfolge vorweisen können.
Der Titel wird meist mit dem Zusatz "An Autobiography" oder eben "Eine Autobiographie" ergänzt, was ganz gut aufzeigt, in welche Richtung auch die gesamte Darstellung geht. Denn hier "spricht" Jane Eyre direkt zu ihren Lesern und führt sie durch ihr Leben. Beginnend mit ihren eher leidvollen Jahren ihrer Tante Mrs. Reed. Ich persönlich kannte das grobe Grundgerüst, welches diesen autobiographischen Roman umgibt, hatte aber tatsächlich zu Beginn dennoch keine wirklichen Anforderungen. So steht natürlich die Niederschrift des Lebens von "Jane Eyre" im Vordergrund, sodass Themen wie die Bildung, das Benehmen und die finanzielle Abhängigkeit durch die Familie ständig präsent sind. Jedoch treten durch ganz spannend konstruierte Andeutungen an etwas "Gruseliges" und "Übernatürliches" Momente auf, die den Leser von der üblichen Lebensgeschichte abweichen lassen und man sich wirklich gut unterhalten fühlt. Durch den recht imposanten Handlungsort von Thornfield und dem scheinbar mysteriösen Mr. Rochester entfaltet sich einen ganz eigene Atmosphäre, die zeitweise etwas angenehm Modernes hat und durch die Schilderungen der Ich-Erzählerin auch investigative Züge annimmt.

"All I had gathered from it amounted to this - that there was a mystery at Thornfield; and that from participation in that mystery I was purposley excluded." S.195

Ich muss sagen, dass ich von dem Klassiker wirklich sehr angetan bin. Er ist keinesfalls verstaubt oder lässt sich aufgrund von nicht aktuellen Ansichtsweisen, holprig lesen. Es ist ein Buch, das wirklich schöne, literarische Qualitäten besitzt und dennoch "Spaß" macht. Zudem überkommt einen als Leser das Gefühl, dass man immer wieder gerne zu den Figuren zurückkehrt, weil man sie überwiegend gern hat. Natürlich gibt es einige Stellen, die uns heutzutage vielleicht etwas schmunzeln lassen, was hinsichtlich der Ansicht von Heiratsanträgen und deren Umgang angeht, auch sind hier sehr viele christliche Merkmale wiederzufinden, wie auch im letzten Teil sehr stark thematisierte Glaubenssätze, diese weiß man aber meist gut in deren zeitlichen und historischen Zusammenhang zusetzen, sodass die Handlung an sich nicht darunter leidet. 
Zudem sind viele Aussagen wirklich treffend und haben wunderbar feministische Züge. "Jane Eyre" ist nämlich eben keine Frauenfigur, die nur danach strebt verheiratet zu sein und Zuhause Däumchen zu sitzen, sie möchte Arbeiten und sieht sich selbst nie in der Frau, die sich von einem Mann in die zweite Reihe stellen lassen würde. 

"Women are supposed to be very calm generally: but women feel just as men feel; they need exercise for their faculties, and a field for their efforts as much as their brothers do; they suffer from too rigid a restraint, too absolute a stagnation, precisely as men would suffer; and it is narrow-minded in their more privileged fellow-creatures to say that they ought to confine themselves to making puddings and knitting stockings, to playing the piano and embroidering bags.“  S.129


Durchaus ein Klassiker, welcher sich nicht nur durch seine literarische Vielfalt und Eleganz auszeichnet, sondern auch durch seine recht moderne Handlung, die einige Überraschungen bereithält. Eine fiktive Autobiographie, die zudem nicht nur aus Frauenklischees besteht und durch seine starke Ich-Erzählerin, Jane Eyre selbst, sehr ausdrucksstark ist. Zusätzlich findet man dennoch, wunderbar ergänzende und nicht widersprüchliche romantische Szenen, die vor allem die weiblichen Herzen sicherlich erweichen werden.


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