Das Licht der letzen Tage von Emily St. John Mandel

September 29, 2015




Titel: "Das Licht der letzten Tage" | Original: "Station Eleven" | Autor/in: Emily St. John Mandel | Piper [klick]| Seitenanzahl: 416 | Broschur | Einzelband | ★★★★   5 von 5 Sternen
Original-Klappentext: "Hoffnungsvoll düster, schrecklich zart und tragisch schön.
Niemand konnte ahnen, wie zerbrechlich unsere Welt ist. Ein Wimpernschlag, und sie ging unter. Doch selbst jetzt, während das Licht der letzten Tage langsam schwindet, geben die Überlebenden nicht auf. Sie haben nicht vergessen, wie wunderschön die Welt war. Sie vermissen all das, was einst so wundervoll und selbstverständlich war, und sie weigern sich zu akzeptieren, dass alles für immer verloren sein soll. Auf ihrem Weg werden sie von Hoffnung geleitet – und Zuversicht. Denn selbst das schwächste Licht erhellt die Dunkelheit. Immer."


MEINE MEINUNG | FAZIT

"Und in diesem Moment hatte Jeevan plötzlich das todsichere Gefühl, dass dies hier, diese Krankheit, die Hua ihm beschrieben hatte, eine Trennlinie zwischen einem Vorher und einem Nachher bedeuten würde, die durch sein Leben lief." S. 31

Sich vorzustellen ein Endzeitszenario miterleben zu müssen ist für wahrscheinlich alle Menschen eine der grausamsten Gedanken, die es mitunter geben kann. Was geschieht dann mit unserer Welt, wie wir sie kennen? Kann man sich und seine geliebten Menschen retten? Gibt es überhaupt ein Entkommen? Genau mit solchen Gedanken setzt sich Emily St. John Mandel in ihrem Roman auseinander. Es ist kein gewöhnliche Roman. Er enthält eine Apokalypse, die sich beim lesen so echt anfühlt, dass man manchmal hofft, dass zwischen dem Lesen ein Geräusch wahrzunehmen ist, damit man weiß, dass man sich nicht auch in der Situation befindet. Die Geschichte erstreckt sich über eine lange Zeitspanne, sodass man die uns bekannte Welt miterlebt und gleichzeitig in eine ganz neue Zeitrechnung eintaucht. Ihr Schreibstil ist von Anfang an sehr speziell, sodass man direkt in die bestimmte Atmospähre hineinfindet, dass etwas geschehen wird und dass eine, schon beinahe melancholische Stimmung aufgebaut wird. Es gibt viele Details, die gekonnt in Szene und in Verbindung gesetzt werden. Nach und nach verbinden sich demnach auch die Schicksale der Protagonisten. Dies geschieht auf eine wirklich spannende und einnehmende Weise. Im Vordergrund steht immer ein Comic, welcher den Namen "Das Licht der letzten Tage" trägt und welcher für viele der Charaktere eine wichtige Rolle spielt. Natürlich in der veschiedensten Art und Weise.

"Die Hölle ist die Abwesenheit von Menschen, nach denen man sich sehnt." S.177

Ich fand die Zusammensetzung der Geschichte wirklich großartig. Eigentlich wird stets geschildert, wie die überlebenden Menschen, die der Katastrophe, sprich der Grippe, entkommen konnten, nun versuchen ihr Leben fortzuführen. Man könnte annehmen, dass es einen schlichten Tagebuchcharakter annehmen könnte. Dem ist aber nicht so. Man wird als Leser wirklich mit der Frage konfrontiert, wie würde man selbst mit solch einer Situation umgehen? Wäre man in der Lage seine Familie zu retten? Hätte man überhaupt die Chance dazu? Denn es werden auch Situationen geschildert, in denen die Grippe so schnell ihren Umlauf gefunden hat, dass nicht einmal die Möglichkeit für ein letztes Telefonat gereicht hat. Es ist wirklich eine sehr beängstigende Vorstellung, die Mandel erschafft und in eine dennoch schöne Geschichte verwandelt, die ein Licht am Horizont aufzeigt, nicht zuletzt dadurch, dass die scheinbar zunehmend barbarischen Verhaltensweisen ein Ende haben könnten, wenn die Menschen sich bewusst werden, dass der Zusammenhalt das Entscheidende ist. Genau dieser Aspekt wurde für mich durch den Charakter des "Propheten" sehr gut umgesetzt. Allein die Entwicklung und die wahre Idenittät des Charakters war für mich wirklich gut herausgearbeitet.

"Die steigende Helligkeit der Sterne bedeutete, dass das Stromnetz ausfiel und Dunkelheit sich über die Erde ausbreitete. Ich war dabei, als die Elektrizität zu Ende ging. Der Gedanke jagte Clark kalte Schauer über den Rücken." S. 305

Die komplette Atmosphäre durch die Beschreibung des veränderten Habitats der Protagonisten und der allgemeinen Veränderung der Infrastruktur, (Über-)Lebensweise und "Wohnsituation" hat mich wirklich überzeugt. Manchmal war es sogar beängstigend real, sodass man sich wünscht, dass sich eine solche Situation nie wirklich zutragen wird. Was ich ebenfalls gelungen fand, war der rote Faden, der sich durch das Buch gezogen hat und alles stimmig erscheinen ließ. Dieser besteht daraus, dass die Symbolik des Lichts und der Dunkelheit fortwährend aufgegriffen wird und in einen plausiblen Kontext gesetzt wird. Mir hat das verfolgen der Schicksale und die Entwicklung der Charaktere, die über einen langen Zeitraum erzählt wird wirklich "Spaß" gemacht. Es war interessant und hatte für mich den gewünschten, tieferen und verschachtelten Sinn im Zusammenhang zu allen Protagonisten.
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Komplexe Geschichte, die sich über mehrere Jahrzenhte erstreckt ohne langweilig zu werden. Eine Endzeit, die durch viele spezielle Charaktere beschrieben und mit besonderen Geschichten gefüllt wird, die sich ergänzen und zusammengehören. In sich stimmig und für mich ein "Page-turner". Bietet nach dem lesen wirklich viel Gesprächsstoff.

Vielen lieben Dank an den Piper Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

2 Kommentare:

  1. hey Karin, wie immer, ein wuuuuunderschöner Post, wirklich!
    Und deine Bilder, HACH. So wundervoll, wirklich! Bei deinen Bildern bekommt man automatisch Lust, das gezeigte Buch so schnell wie möglich zu verschlingen, genau so muss es sein!

    Liebste Grüße, Sarah ♥

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