Die Erben des Zeus von Scott Turow

April 28, 2015


(Original: "Identical") von Scott Turow Blessing Verlag: Bibliogafie auf der Verlagsseite >>,  432 Seiten,  Hardcover , Einzelband , ★★★★☆ 4 Sterne
Ein tödliches Verwirrspiel, in dem sich politische Macht und persönliche Schuld danach bemessen, wer den besseren Anwalt hat.
Paul und Cass Gianis sind Zwillinge. Paul ist erfolgreicher Anwalt, der seine Wahlkampagne für das Amt des Bürgermeisters vorbereitet. Cass sitzt seit fünfundzwanzig Jahren im Gefängnis, weil er im Jahr 1982 seine Verlobte, Dita Kronon, umgebracht haben soll. Seine Entlassung steht kurz bevor. Nun will Hal Kronon, Bruder des Opfers und aufbrausender Immobilientycoon, einen lang gehegten Verdacht prüfen – nämlich dass Paul nicht minder an der Ermordung seiner Schwester beteiligt war als der Zwilling Cass. Hals Rachefeldzug ist nur der Auftakt zu einem vielschichtigen Verwirrspiel, dessen Dramatik einer griechischen Tragödie gleicht. Denn auf die Protagonisten Paul Gianis und Hal Kronon und ihren Kampf um Wahrheit und Macht fällt der lange Schatten einer Geschichte zweier Einwandererfamilien, in der Hals Vater, Zeus Kronon, die unheilvolle Hauptrolle spielt.


MEINE MEINUNG | FAZIT

Ich muss zugeben, bis ich den Einstieg in das Buch gefunden habe, hat es etwas gedauert. Ich weiß nicht genau, ob es daran lag, dass so viele Protagonisten auftauchen oder einfach an dem Schreibstil und dem gelegentlich, auftretenden Fachjargon. Aber je mehr man sich mit den Personen befasst und langsam die Zusammenhänge findet, entsteht eine Spannung, bei der ich nicht mehr aufhören wollte zu lesen. Die Handlung wird in zwei "Zeiten" aufgeteilt. Es gibt Kapitel, welche in dem Jahr 1982 spielen und dann in 2008. Dies ist zum einen der Tag, welcher rekonstruiert wird, an dem Dita ermordet wird und zum anderen sind es die Tage, nach Cass´ Entlassung aus dem Gefängnis.

Mir hat an dem Buch vorallem gefallen, dass man die Atmosphäre der Familie richtig spüren konnte. Dies meine ich, vorallem in Hinblick auf den Fokus der griechischen Traditionen und der Wertvorstellungen, die diese Familien prägen. Hinzu kam für mich auch der positive Aspekt, dass der Autor versuchte auf eine altbekannte, griechisch-mythologische Geschichte zurückzugreifen, was ihm meiner Meinung nach gut gelungen ist. Obwohl man am Ende vielleicht selbst schon auf die richtige Spur gekommen ist, hinsichtlich des Verbrechens, fand ich es erstaunlich, wie komplex, aber auch wie unglaublich geschickt, der Autor die Handlung konzipiert hat. Natürlich ist die Geschichte an eine ähnliche angelehnt, aber dennoch wurde sie auf ganz neue Weise interpretiert. Ich denke auch, dass die Länge des Buches genau richtig war. So wurden keine unnötigen Szenen "ausgeschlachtet". Es entstand für mich an keinem Punkt wirklich das Gefühl, dass die Geschichte nicht vorangeht. Im Gegenteil; Viele Kapitel schlossen mit einer Szene an, die dazu antrieben weiterzulesen. Gleichzeitig ist man aber auch in jedem Kapitel, der Wahrheit ein wenig näher gekommen. Geschadet, hat es dem Buch jedenfalls nicht, dass der Autor auch selbst Anwalt ist. Dadurch wirkte die Handlung sehr authentisch. Ich hatte an manchen Stellen sogar das Gefühl, als würde ich mir eine spannende Folge einer Krimiserie ansehen, denn man erfährt das Meiste, aus der Sicht von Mr. Tim Brodie, einem Privatdetektiv und seiner Partnerin Evon. Es gibt jedoch auch die Vergangenheitskapitel, die den selben Tag, aus verschiedener Sicht wiedergeben. Diese Verwendung fand ich unglaublich gelungen, da man den Fokus immer auf jemand anderen gesetzt hat. So entstand ein Spiel, wobei sich der Leser immer denkt: "Jetz weiß ich, was wirklich passiert ist." Kurz darauf, wird aber wieder alles rätselhafter und man muss, alle bisherigen Details, erneut verbinden.

Die Darstellung der Zwillinge Paul und Cass fand ich ebenfalls gut beschrieben und auch gut ausgearbeitet. Es war nicht nur interessant zu sehen, wie sich die beiden mit der Verurteilung "arrangiert" haben, sondern auch zu sehen, was eine solche Verbindung zwischen Zwillingen ausmacht und wie es ist, solch ein Leben, als Zwilling zu führen.
Gefallen hat mir auch das Nachwort des Autors, in welchem er noch einmal die Bezüge zur griechischen Mythologie zieht und erwähnt, woher er die Inspiration für diese Geschichte nahm.

Mytseriöses Familiendrama mit viel Tiefe und einem überraschenden Ende. Beschäftigt sich mit der Frage, was Recht und Unrecht ist und wie man damit lernt zu leben. Spannend, komplex und wirklich lesenswert.






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